Samstag, 16. Januar 2021

2020: Die 25 besten Alben


Die musikalischen Wonnen des zurückliegenden Jahres reichen von Noise und Industrial über Rap bis zu Pop und Folk - meist mit Hang zum Experiment.

 





 








25

DÆMON & Endgame 

DXE

 

 

 

 

 

Mit Rap im klassischen Sinne haben die beiden Protagonisten nicht mehr allzu viel zu tun. Die durchweg elektronischen Beats und Stimmmodulation geben DÆMON die Aura einer Art Sci-Fi-MC. 

Video: "Eye Teeth"

 

 

 


24

Darkside 

Psychic Live July 17 2014

 

 

 

 

 

Der Hörerschaft einen Konzertmitschnitt mehr als sechs Jahre nach dem eigentlichen Auftritt zu präsentieren, ist eine mindestens interessante Veröffentlichungspolitik. Die von Nicolas Jaar und Dave Harrington gespielten Versionen ihrer 2013er Albumsongs spinnen die originalen Motive weiter, der stark sessionartige Charakter äußert sich in spannenden Improvisationen und Experimenten.

Album: "Psychic Live July 17 2014"





23

Charli XCX 

How I'm Feeling Now 

 

 

 

 

 

Guilty Pleasure aus zuckerwässrigem Mainstream Pop und futuristischen Club-Bangern.

Track: "Pink Diamond"

 

 

 


22

Zebra Katz 

Less Is Moor 

 

 

 

 

 

Zebra Katz zielt hier klar in Richtung Tanzfläche und offeriert ein gutes Dutzend von Industrial, Grime und Catchyness gesättigter Rap-Songs.

Video: "Moor"

 

 

 


21

The Weeknd 

After Hours

 

 

 

 

 

Abel Tesfaye klang 2020 deutlich interessanter als auf den beiden vorangegangenen Veröffentlichungen. Der schon zuvor anvisierten Vision einer harmonisierenden wie widersprüchlichen Verschmelzung von hochpoliertem Massenpop und depressivem Eremiten-R&B kommt er somit ein ganzes Stück näher. Die Formel keine Features, aber New Wave stellt sich in diesem Zuge als gewinnbringend heraus.

Track: "After Hours"

 

 

 


20

Armand Hammer 

Shrines 

 

 

 

 

 

Im weiten Meer aus Künstlern im MIKE/Earl Sweatshirt-Assoziationsspektrum stechen Armand Hammer hervor. Scharfe Flows und rhythmisch wie ästhetisch abwechslungsreiche musikalische Unterlagen bieten ihnen eine mehr als solide Basis.

Track: "Bitter Cassava (feat. Pink Siifu)"

 

 

 


19

Amnesia Scanner 

Tearless 

 

 

 

 

 

Im Vergleich zu früheren Releases haben Amnesia Scanner zwar an Brachialität, nicht jedoch an Spannung eingebüßt. Vor allem die experimentelle Voice-Modulation bereitet weiterhin Freude.

Video: "AS Acá (feat. Lalita)"

 

 

 


18

7777 の天使 

Bruised Grills Eternal Tears



 


 

 

Selten klang ein räudiger, tollwütiger Hund so gut produziert. Die Übergänge zwischen Dark Ambient, Abstract Dance Music und Gabber verlaufen hier fließend.

Video: "Desire, The Angels"

 

 

 


17

Leya 

Flood Dream 

 

 

 

 

 

Kammerpop vom feinsten. Nach der grandiosen Zusammenarbeit mit Eartheater transzendiert das Duo erneut Harfe, Violine und Operngesang zu einem dichten, ambienten Klangteppich.

Video: "Wave" 

 

 

 


16

Aho Ssan 

Simulacrum

 

 

 

 

 

Aho Ssans komplexe Klanglandschaften sind mal idyllisch, mal monströs, stets faszinierend. Alles scheint permanent in Bewegung, fließt, zergeht, transformiert sich und bildet in seiner Gesamtheit wahre Noise-Symphonien.

Video: "Simulacrum IV"





15

Jesse Osborne-Lanthier 

Left My Brain @ Can Paixano (La Xampanyeria) OST

 

 

 

 

Wäre Osborne-Lanthiers Laserpistolen-Synthie-gespickter Noise-Amok nicht so ultraclean produziert, würde er dem gemeinen Ohr ob seiner schwer greifbaren, sich jeder Funktionalisierung entziehenden Songstrukturen wie ein Skizzen-Sammelsurium anmuten. 

Video: "Catchment Areas

 

 

 


14

Villaelvin 

Headroof

 

 

 

 

 

Das Nyege Nyege Kollektiv aus Kampala sorgte 2020 für eine Menge Aufsehen innerhalb der abseitigeren Sparten elektronischer Musik. Villaelvins benebelnder Sumpf aus heuschreckenschwarmartig einfallenden Synthie-Gewittern, hektischen, leicht schiefen Drums und druckvollen Bässen sei an dieser Stelle repräsentativ hervorgehoben.

Track: "Etiquette Stomp"

 

 

 


13

Yves Tumor 

Heaven To A Tortured Mind 

 

 

 

 

 

Ambient, Noise und alle ausschweifenderen elektronischen Experimente beiseitelegend, erfindet sich Yves Tumor neu in der Revitalisierung eines verloren geglaubten Rockstar-Archetyps.

Video: "Gospel For A New Century"

 

 

 


12

Desire Marea 

Desire

 

 

 

 

 

"You Think I'm Horny" ist mit seinem elegant minimalistischen Arrangement möglicherweise der eindrucksvollste Song des zurückliegenden Jahres. Doch auch darüber hinaus bietet das Solodebüt des FAKA-Members viel Schönes zwischen Balladen, Noise und Club.

Video: "You Think I'm Horny"

 

 

 


11

Nicolas Jaar 

Cenizas 

 

 

 

 

 

In beschaulicher Weise vor sich hintreibende Songs voll warmer Melancholie. Sphärisch, frickelig, nie verkopft klingt Cenizas wie der Traum eines fuselseligen Jazz-Orchesters.

Album: "Cenizas" 





10

King Krule 

Man Alive! 

 

 

 

 

 

Im Vergleich mit den Vorgängern kommen die Songs weniger fokussiert daher. Vielmehr taumelt der schlaftrunkene Hörer durch warme Nebelschwaden, die sich wie ein langer Sonntag anfühlen.

Video: "Alone, Omen 3"  

 

 

 


9

Boldy James & The Alchemist 

The Price of Tea in China

 

 

 

 

 

Boldy James konnte 2020 gleich vier formidable Veröffentlichungen von Langspieler-Format vorweisen. Dieses hier sticht einmal mehr ob der geschmackvoll lakonischen Produktionen von The Alchemist hervor. Features kommen unter anderem von Vince Staples und Freddie Gibbs.

Video: "Slow Roll"  

 

 

 


8

Ka 

Descendants of Cain 

 

 

 

 

 

Ohne größere Sprünge zu vollziehen, bleibt sich Ka treu. Den Hörer erwartet eine elf Track starke Synthese aus antiker Mythologie und modernem Hood-Epos - aus der Feder eines  gereiften MCs von seltenem Charisma.

Video: "Every Now and Then" 

 

 

 


7

Nazar 

Guerrilla

 

 

 

 

In seinem dichten experimentellen Techno findet Nazar ein Reservat, um den Schrecken des angolanischen Bürgerkriegs sowohl in ihrer objektiven Grausamkeit als auch ihrer subjektiven Wirkung auf Gedächtnis, Psyche und Identität nachzugehen.

Video: "Bunker (feat. Shannen SP)"

 

 

 


6

Dean Blunt

Roaches 2012-2019  (Deluxe Version)

 

 

 

 

 

Über eine Stunde an unveröffentlichtem, teils fragmentarischem Material erzeugen eine Ahnung davon, was Dean Blunt die letzten Jahre sonst noch so getrieben hat. In erster Linie ist dabei meditative Loopkunst herumgekommen.

Track: "Trident 2" 

 

 

 


5

Space Afrika 

hybtwibt? 

 

 

 

 

Im engen Brian Eno'schen Sinne von schöner Fahrstuhlmusik ist hybtwibt? gewiss kein Ambient. Stattdessen handelt es sich um eine von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselnde, emotional aufwühlende und höchst dichte Meditation über Verlust, existentiellen Schmerz und Trauer.

Album: "hybtwibt?"  

 

 

 


4

Freddie Gibbs & The Alchemist

Alfredo 

 

 

 

 

 

Nach der bereits äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit im Vorjahr rollt The Alchemist wieder seine fliegenden Beatteppiche aus, die Freddie Gibbs in lässig-launiger Manier zu reiten weiß. 

Video: "1985" 

 

 

 


3

Kamikazes 

Zukuft 2: Die große Depression

 

 

 

 

 

Der neueste Streich der Kamikazes beschwört tatsächlich die goldenen Zwanziger und deren hier namensgebenden Endpunkt herauf. Elegant in die elektronischen Produktionen eingesponnene Schnipsel deutscher Chanson-Kunst setzen die spielerischen Glanzlichter einer von Zerrissenheit gezeichneten Odyssee aus rauschhafter Tollheit und Sehnsucht - von Rastlosigkeit getrieben, wieder und wieder heimgesucht von mit morbider Melancholie unterfütterten Vorahnungen.

Video: "Mit glänzenden Augen"  

 

 

 


2

Sin Maldita 

You're Trouble

 

 

 

 

 

Auf den Ruinen von was mal Club Music war, treiben Sin Malditas Pop-Phantasien ihre berauschenden Blüten. In exzessivem Eklektizismus finden hier Industrial Bass und schwermütige Autotune-Operneinlagen zusammen.

Video: "Me Me Me"

 

 

 


1

Eartheater 

Phoenix: Flames Are Dew Upon My Skin 

 

 

 

 

 

Nach dem beatlastigen Trinity knüpft Eartheaters experimenteller Sirenen-Folk wieder stärker an ihren Klassiker Irisiri an. 

Video: "How To Fight" 






Ebenfalls hörenswert:

Gil - Storm Salon

Joanne Robertson - Painting Stupid Girls  

Chester Raj Anand - Strawberry

Roméo Poirier - Hotel Nota 

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Croatian Amor & Scandinavian Star - Two Autumns

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