Dienstag, 23. Oktober 2018

Karies - "Alice" oder Das Ende des Post-Punks

Ausgerechnet Karies, gemeinhin vor allem für minimalistische Gitarrenmelodien und kompromisslose Kargheit bekannt, erlösen die hiesige Pop-Landschaft aus der Ödnis.















Ähnlich wie andere Vertreter progressiver deutschsprachiger Musik in den letzten Jahren, namentlich Die Nerven, Messer oder Friends of Gas, sehen sich auch die Münsteraner von Karies immer wieder mit der müden Post-Punk-Keule leidenschaftsloser Journalisten konfrontiert. 
Wo selbiger beim Vorgängeralbum Es geht sich aus, einem Manifest der Kargheit und der hypnotischen Bassläufe, eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen war, müssen bei Alice definitiv andere Geschütze aufgefahren werden.
Die Brüche sind raffinierter, der Gesang melodischer geraten als noch beim Vorgänger. 
Der Mut zum Synthie, düstere Elektronik, vertrackte Rhythmen und sogar eine Autotune-Hook sind kennzeichnend für eine schier grenzenlose Experimentierfreude bei einer gleichzeitig beeindruckenden Furchtlosigkeit gegenüber ekstatischen Pop-Momenten.
Das bislang einzige Video zu "Holly" ist ein Statement der Artsyness und zugleich der Unkategorisierbarkeit. Ist das Post-Punk? Ist das Rockmusik? Pop? Gar nicht so leicht zu beantworten. Vielleicht bieten die weiteren Anspieltipps "Alice" und "1987"  ja eine Auflösung.