Dienstag, 28. November 2017

Geheimtipp: Kedr Livanskiy

Experimental Techno, der nach russischem Winter klingt.











Man könnte fast meinen, es liege in der Natur der Sache, dass mit russischsprachigem Gesang verzierter Techno ein „Geheimtipp“ ist. Und klar, massenkompatibel ist ein solches Projekt eher nicht. Muss es ja auch nicht.
 

Kedr Livanskiy ist russisch und heißt übersetzt „Libanesische Zeder“. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich die Moskauer Produzentin/Sängerin Yana Kedrina, die eine Mischung aus Lo-Fi Elektropop und ’90s Techno zu ihrem Markensound erhoben hat.
Neben einer ganz eigenen in ihren ebenfalls selbstverantworteten Musikvideos Ausdruck findenden visuellen Ästhetik liegen die Stärken von Kedrina in der Erzeugung kühler, synthetischer Klanglandschaften, durch die sie variable, treibende Rhythmen galoppieren lässt.
Abgesehen von analogen Synthesizern kommt hier ihr ätherischer Gesang als zentrales Werkzeug zum Einsatz.
Die von ihr zitierten IDM-Vorbilder Autechre, Aphex Twin und Boards of Canada sind spürbare Größen ihrer musikalischen Sozialisation. Die Essenz jener vertrackten Elektronik-Meister in Kombination mit Kedrinas charmantem Popappeal war erstmals 2015 auf der hervorragenden, recht straighten Single Sgoraet zu vernehmen. Als Nachfolger der 2016er January Sun EP bestätigte die 27-Jährige mit dem diesjährigen Ariadna nun erstmals auf Albumlänge ihr Gespür für nuancierten Techno-Pop, der nach eigener Aussage gewichtig von der seltsamen Außerweltlichkeit der frostigen russischen Winter inspiriert ist.
Als weiteren, entfernten Referenzpunkt könnte man den im letzten Geheimtipp vorgestellten Elektropop von Smerz nennen. Weibliche Producer haben 2017 ganz offensichtlich Konjunktur - eine höchst begrüßenswerte Entwicklung eines doch recht patriarchalen Genres.



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